GERI-Portal: Neue Plattform erlaubt digitales onkogeriatrisches Screening

Mit dem neuen GERI-Portal haben Behandler:innen von Krebspatient:innen nun die Möglichkeit, ein digitales geriatrisches Screening durchzuführen. Das Screening basiert auf von Fachgesellschaften empfohlenen Screeninginstrumenten und umfasst insgesamt 21 Fragen. Erhoben werden Faktoren wie Ernährungsstatus, Mobilität sowie der selbstberichtete Gesundheitsstatus. Das Screening nimmt dabei nur wenige Minuten in Anspruch und zeigt an, ob ein umfangreicheres geriatrisches Assessment nötig ist oder darauf verzichtet werden kann. Die Auswertung der Screeninginstrumente erfolgt automatisiert und wird visuell für Patient:innen und Behandler:innen aufbereitet. Patient:innen können das Screening zum Beispiel im Vorfeld eines Arztbesuches ausfüllen und die Zusammenfassung der Ergebnisse ausdrucken oder an den Arzt senden.

Entwickelt wurde das GERI-Portal von PD Dr. med. Markus Schuler, niedergelassener Facharzt für Hämatologie und Internistische Onkologie sowie Gastroenterologie in Berlin, und Univ.-Prof. Dr. Bernhard Holzner, Professor an der Medizinischen Universität Innsbruck. Der gemeinnützige Verein für Innovation und Versorgung in der Onkologie (IVO), dessen Präsident Dr. Schuler ist, betreut das Portal. „In Deutschland nutzen wir bisher die Möglichkeiten zur Vorhersage von therapiebedingten Nebenwirkungen bei älteren Patient:innen viel zu selten, obwohl diese kurzen Fragebögen zur Schnelleinschätzung von den Fachgesellschaften empfohlen und in vielen Ländern bereits intensiv genutzt werden. In weniger als fünf Minuten kann somit zuverlässig erkannt werden, ob ein aktuelles und therapiebedingtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen oder Komplikationen besteht“, erläutert Dr. Schuler.

Prof. DI Dr. Bernhard Holzner & PD Dr. med. Markus Schuler

Prof. Holzner weist ebenfalls auf die Notwendigkeit des geriatrischen Assessments hin: „Wir wissen seit langem, dass die strukturierte Erfassung von Risikofaktoren für die onkogeriatrische Behandlung wichtig ist. Mit dem GERI-Portal ist dies auf elektronische Weise einfach möglich“. Durch das vereinfachte und zeiteffiziente Screening kann das Portal niedrigschwellig in die klinische Routine integriert werden. Damit eröffnet das GERI-Portal einen ökonomischen Weg, neue Befunde zu den Vorteilen des geriatrischen Assessments in die klinische Arbeit zu integrieren. 

Die Nutzung des Portals ist kostenlos. Weitere Informationen und das Screening finden Sie auf unserer Website: https://geri.ches.pro.

Das Portal wird unterstützt von Hexal.

Hintergrund

Bisher wurde bei der Behandlung von Patient:innen mit Krebs häufig das Lebensalter als wichtiger Behandlungsfaktor im klinischen Alltag herangezogen. Aktuelle Forschung zeigt jedoch, dass nicht vornehmlich das Lebensalter der Krebspatient:innen ausschlaggebend ist, sondern Faktoren wie beispielsweise Mobilität, kognitive Leistungsfähigkeit und Funktionsstatus. 

Zur Bestimmung dieser Parameter können geriatrische Assessments herangezogen werden. Diese aufwändige Diagnostik, u.a. bestehend aus der Bestimmung von Laborwerten und psychologischen Testverfahren, ist jedoch in der klinischen Routine häufig nicht umsetzbar. Um die Vorteile des geriatrischen Assessments trotzdem nutzen zu können, greift man immer häufiger zum geriatrischen Screening, einer verkürzten und meist fragebogenbasierten Diagnostik. Basierend auf den Screening-Ergebnissen kann eine evidenzbasierte Entscheidung über die Notwendigkeit eines umfangreichen Assessments getroffen werden. Damit wird die onkogeriatrische Betreuung verbessert, ohne Patient:innen und Behandler:innen durch anlasslose Diagnostik weiter zu belasten. 

Über die Projektpartner

CHES. Die Plattform wird auf der Basis des “Computer-based Health Evaluation System” (kurz, CHES) in Zusammenarbeit mit der Evaluation Software Development (ESD, https://ches.pro) GmbH entwickelt. ESD verfügt über mehr als 15 Jahre Expertise in der Softwareentwicklung im medizinisch/psychologischen Bereich mit Schwerpunkt der elektronischen Erfassung des subjektiven Gesundheitszustandes von chronisch Kranken (insbes. Krebspatienten), welche maßgeblich in das Projekt eingebracht wird. 

IVO. Der Verein für Innovation und Versorgung in der Onkologie (IVO) setzt sich ein für eine bessere intersektorale und multiprofessionelle Zusammenarbeit in der hämatologisch-onkologischen Versorgung in Berlin und Brandenburg. Jenseits des klinischen Alltags arbeitet unser Netzwerk bestehend aus medizinischen, psychologischen und Expert:innen aus verwandten Bereichen daran, die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung zu beschleunigen und patient:innenzentriert zu gestalten.